Bonner Querschnitte 13/2005 Ausgabe 13

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Theologen nennen Gründe für die Ablehnung der aktiven Euthanasie

Schirrmacher: „Evangelikale bedingungslos gegen aktive Sterbehilfe“

(B o n n, 10. September 2005) – „Evangelikale sind bedingungslos gegen aktive Sterbehilfe“, schreibt der in Bonn wohnende Theologieprofessor Thomas Schirrmacher und 2. Vorsitzende des Instituts für Notfallseelsorge und Sterbebegleitung (IST) in der renommierten internationalen Fachzeitschrift „Christian Bioethics“ (Lisse, Niederlande). In dem Magazin diskutieren Theologen als Vertreter ihrer Konfessionen und Bewegungen weltweit über theologische sowie säkulare Gründe für die Ablehnung der aktiven Euthanasie. Schirrmacher stellt in seinem Beitrag unter der Überschrift „Medizinisches Töten“ (Medical Killing) die evangelikale Perspektive“ dieses Themas dar. Er bezeichnet darin als Grundlage evangelikaler Ethik die Bibel, unterstützt durch Wissenschaft und Forschung als Teil des Erkennens der von Gott geschaffenen Ordnung.

Der Theologe Peter Bartmann, der für das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland arbeitet, betonte die gute Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche vor allem in Fragen über das Ende des Lebens. „Die beiden Kirchen wirken als Wächter eines moralischen Konsenses, der ebenso von vielen Nicht-Gläubigen anerkannt wird.“ Der orthodoxe Vater Nikolaos Hatzinikolaou (Athen) vom Griechischen Zentrum für Biomedizinische Ethik betont, daß Leben und Tod völlig in Gottes Hand seien. Und den letzten Momenten im Leben eines Menschen hätten einen besonders hohen Wert. „Während diesen Momenten kann man die Gnade Gottes und die Liebe der Menschen erfahren“, so Hatzinikolaou.

Die Herausgeberin der Themenausgabe, die orthodoxe Forscherin Corinna Delkeskamp-Hayes, vergleicht in ihrem einleitenden Beitrag die diskutierten Positionen miteinander. An Schirrmachers Darstellung unterstreicht sie besonders: Da die ganze Welt unmittelbar als Schöpfung gesehen werde, stünden Argumente aus der biblischen Offenbarung und Argumente aus der wissenschaftlichen Erforschung der Welt durch Nichtchristen nicht im Gegensatz zueinander. Zwar habe die Offenbarung Vorrang, aber die Offenbarung der Schrift selbst verwende selbst häufig Argumente des gesunden Menschenverstandes und sehe den Menschen als Ebenbild Gottes, den Gott mit Verstand und Forschungsneugier ausgestattet habe.

Einig waren sich die Vertreter der verschiedenen Konfessionen vor allem in dem Appell, daß wesentlich mehr in die Schmerzforschung und -ausbildung (Pallativmedizin) investiert werden müsse und daß Sterbende mehr Begleitung brauchten.

In deutscher Sprache erschien der Aufsatz in:

Roland Jung, Frank Koppelin u.
Thomas Schirrmacher

Titel: Tabuthema Tod? - Vom Sterben in Würde. Jahrbuch des Martin Bucer Seminars 4 (2004). VKW: Bonn, 2004. 16.00 €.

Erschienen gleichzeitig als idea Dokumentation (09/2004) mit Beiträge von Michael Herbst, Ulrich Eibach, Thomas Schirrmacher (Herausgeber), Roland Jung (Herausgeber), Frank Koppelin (Herausgeber). Die Dokumentation versteht sich als Lebenshilfe zu einem Thema, das viele betrifft, aber ebenso viele allein läßt: dem Sterben. Evangelikale Ethiker nehmen Stellung zu Themen wie z.B. „Sterbebegleitung versus Sterbehilfe?“, „Überbringung einer Todesnachricht“, „Der Selbstmord aus der Sicht der Ethik und der Seelsorge“. Das Inhaltsverzeichnis können Sie zusammen mit den bibliographischen Angaben Initiates file downloadhier herunterladen.

Dokumente

bq0013_01.pdf