Bonner Querschnitte 41/2020 Ausgabe 659

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Interview mit den Autoren des Beethoven-ABC

(Bonn, 04.08.2020) Nach ‚Bonn: Eine literarische Reise‘ und ‚ABC der Universität Bonn‘ hat der Bonner Verlag für Kultur und Wissenschaft (VKW) mit dem ‚Beethoven-ABC‘ eine weitere ungewöhnliche Sammlung von weitgehend unbekannten Texten veröffentlicht, die Bonner Germanistikstudenten aus den Archiven gesammelt haben.

Ludwig van Beethoven scheint in Bonn beinahe von jeder Fassade auf die Bevölkerung herabzuschauen. Todernster Blick, fast schon griesgrämig und stets mit Papier und Stift bewaffnet, um das nächste Meisterwerk zu verfassen. Doch was steckt hinter der Fassade des strengen, beinahe tauben Maestros? Wie gestaltete sich sein Schicksal zu Lebzeiten, und auf welche Abenteuer begab er sich privat? Um diese Geheimnisse Beethovens zu lüften, fanden sich Ende 2018 sieben Studierende und ein Dozent in einem kleinen Bibliotheksraum der Universität Bonn zusammen.

Im Rahmen eines Praxismoduls des Instituts für Germanistik wurde dieses Buch anlässlich des 250. Geburtstages von Beethoven konzipiert. Archive wurden durchforstet, hunderte Briefe ausgewertet und selbst so manche Brauhausgeschichte aus verstaubten Folianten noch zum Vorschein gebracht. Die Auswahl, die bei dieser Recherche getroffen wurde, entführt den Leser geradewegs in die tiefsten Sequenzen des Seelenlebens Beethovens, öffnet die Pforten zu der zeitgenössischen Rezension seiner Werke und erlaubt einen Einblick in die humorvolle, gesellige Seite des Privatmanns, die nur allzu oft in seiner übergroßen Präsenz zu verschwinden droht …

Interview mit Dr. Mario Leis und seinem Team

Nach dem ‚ABC der Universität Bonn‘ nun ein ‚Beethoven-ABC‘. Gibt es denn so viel Neues in Bonn und rund um Beethoven zu entdecken?

Prinzipiell ging es uns weniger darum, revolutionäre Erkenntnisse zu Beethoven hervorzubringen. Vielmehr war unser Ziel, alte und längst in Vergessenheit geratene Anekdoten und Impressionen wieder ans Tageslicht zu befördern.

Die Autoren am „Quartett-Tisch“ des Beethoven-Hauses © BeethovenarchivSieben Studenten und ein Dozent haben über ein Jahr in den Archiven der Universität Bonn, der Stadt Bonn und des Beethoven-Hauses nach zeitgenössischen Quellen gesucht. Welches war Ihre überraschendste Entdeckung?

Überraschend war für uns Beethovens wechselhafter Lebensstil. Stets hin- und hergerissen zwischen chronischen Geldproblemen und fragwürdigen Eskapaden auf der einen Seite und rauschender Berühmtheit auf der anderen. Ein deutlich vielseitigerer Charakter als man auf den ersten Blick annehmen würde.

Unter Q findet sich der Eintrag „Quartett-Tisch“? Wie sind Sie darauf gekommen?

Während unserer Recherche im Beethoven-Haus wurden wir im Obergeschoss an einen Holztisch geführt, der die Besonderheit mit sich bringt, dass Beethoven höchst persönlich an ihm musiziert haben soll. Manch einer der Studenten meint sogar, im Augenblick des Fotos sanfte Geigenklänge vernommen zu haben.

Es geht in dem Buch weniger um historische Ereignisse, sondern um das Seelenleben Beethovens und um die zeitgenössischen Reaktionen auf ihn. Wieso haben Sie sich für diese Betrachtungsweise entschieden?

Es war uns wichtig, den Kontrast rund um die Inszenierung seiner Person darzustellen. Denn nur zwischen der teilweise recht oberflächlichen und stigmatisierenden Berichterstattung in der Presse und seinen tief emotionalen Einblicken durch persönliche Briefe und Nachrichten erschließt sich dem Leser ein ganzheitliches Bild seines Charakters. 

Haben sie schon das nächste ABC vor Augen?

In der Tat planen wir bereits das nächste ABC, in dem es diesmal rund um Goethe als Naturforscher gehen soll.

Herzlichen Dank für das Interview!

 

Bibliografische Angaben:

  • Lisa Höcker u. a. (Hg.). Beethoven-ABC. VKW: Bonn, 2020. 118 S. Pb. 18.00 Euro. 978-3-86269-190-6.
  • Sophia Marie Benbrahim u. a. (Hg.). ABC der Universität Bonn: 200 Jahre Universitätsgeschichte. VKW: Bonn. 2018. 104 S. Pb. 12.00 Euro. ISBN 978-3-86269-149-4.
  • Annalena Kirsten u. a. (Hg.). Bonn – Eine literarische Reise. VKW: Bonn, 2016. 80 S. 12.00 Euro. ISBN 978-3-86269-126-5.

Downloads und Links:

Dokumente

BQ0659.pdf

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