Bonner Querschnitte 9/2005 Ausgabe 9

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Hilfen für Konflikte in Gemeinden und christlichen Werken

Neues Buch des Konflikttrainers Johannes Stockmayer

B o n n (10. Mai 2005) – „In vielen christlichen Gruppen darf es keinen Konflikt geben, weil die Bibel ein friedliches Zusammenleben verlangt.“ Das stellt der Gemeinde- und Konfliktberater Johannes Stockmayer (Metzingen) in seinem neuesten Buch „Selig sind die Friedensstifter“ fest. Komme es dennoch zu Auseinandersetzungen, dürften sie nicht offen ausgetragen werden, sondern verlaufen subversiv, untergründig.

Der Autor, der auch Gemeindepädagoge ist, hat schon in vielen Gemeinden Konflikte zu bewältigen geholfen. Nun legt er seine Erfahrung in Buchform vor. Wobei er bewußt auf Fachsprache verzichtet hat. So will er „knapp, praktisch und christlich“ schreiben.

Damit der Inhalt direkt angewendet werden kann, beinhaltet das Buch eine ganze Reihe von Fragebögen und Arbeitsblätter. Abgerundet wird es durch einen Anhang von Thomas Schirrmacher zu den Themen „Gerüchte trocken legen“ und „Darf ein Christ vor Gericht gehen“.

Friedemann von Keler (Stuttgart), Pfarrer und vom Projekt „Train the Trainer“ in A+B, Zeitschrift für die Evangelische Landeskirche in Württemberg über das Buch: „Mit dem Buch gibt Stockmayer einen erfreulich offenen und tiefen Einblick in seine Praxis als Gemeindeberater und Konflikttrainer. … Die Anreicherung durch die Arbeitsblätter macht es zu einem Werkbuch.“ „Wo auch immer es sich Stockmayer anbietet, nutzt er die Chance, seine Inhalte mit biblischen Gestalten und Stellen zu schmücken, zu vertiefen, zu gründen.“

Das Buch erscheint in Kooperation mit der Akademie für christliche Führungskräfte (Gummersbach, Opens external link in new windowwww.acf.de).

Johannes Stockmayer: Selig sind die Friedensstifter. Konflikttraining für christliche Führungskräfte.
Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2004, 184 Seiten, 17 Euro.

Rezension


Selig sind die Friedensstifter, Konflikttraining für christliche Führungskräfte. Edition acf focus, Band 2, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2004. ISBN 3-932829-89-1. 169 Seiten, 17 Euro.

Konflikte treten in allen Lebensbereichen auf. Jedoch wird höchst unterschiedlich damit umgegangen. Und nach der Erfahrung des Autors Johannes Stockmayer ist dies vor allem ein Problemfeld in christlichen Werken, Gemeinden und Gemeinschaften. Aus seiner Erfahrung als Trainer und Gemeindeberater legt er nun sein Wissen in Buchform vor. Dabei möchte er in erster Linie christliche Führungskräfte wie Pfarrer, Pastoren und Leiter christlicher Einrichtungen und Werke ansprechen. Sein Anliegen ist es, „knapp, praktisch und christlich“ den richtigen Umgang mit Konflikten weiterzugeben. Und diesem Anliegen wird er auch gerecht. Stockmayer hat bewußt auf eine Fachsprache verzichtet und das Buch so gehalten, dass man es in wenigen Stunden gelesen hat. Auf Zitate verzichtet er weitgehend. Hilfreich wäre vielleicht noch ein Literaturverzeichnis gewesen, um selbst auf diesem Gebiet sich weiter umzusehen. Praktisch ist das Buch allemal, merkt man doch in jedem Satz, dass der Autor selbst mittendrin im Thema ist. Wenn er z.B. Möglichkeiten beschreibt, wie ein Leiter Konflikte in seinem Bereich steuern und beheben helfen kann, dann spürt man die mehr als zehnjährige Erfahrung als Berater und Leiter, der schon viele Konflikte lösen helfen konnte. Er gibt sein Handwerkszeug weiter, das für den Leser unmittelbar anwendbar ist. Nicht zuletzt dienen dazu auch Arbeitsblätter im Anhang, die einen Schritt um Schritt von der Analyse bis zur befriedigenden Lösung des Konfliktes weiterhelfen. Dass in einigen Fällen eine externe Beratung nötig ist, macht er aber ebenso klar. Ein entscheidendes Merkmal seines Buches ist, dass es Mut macht, Konflikte anzugehen und vor allem auch die Chancen zu sehen, die in ihnen stecken. Denn er zeigt auf, dass die meisten Konflikte wohl deswegen eskalieren oder unterschwellig schmoren, weil die Betroffenen ein eher negatives Verständnis von Konflikten haben.

Besonders interessant ist immer wieder der Bezug auf biblische Texte. Gibt es doch kein Buch einer Religion, das so offen mit Konflikten und Probleme der handelnden Personen umgeht wie die Bibel. Und da bieten sich eine Fülle von Beispielen, die ganz unterschiedliche Lösungsansätze aufzeigen. Stockmayer hat diese Beispiele hervorragend in seine Ausführungen integriert und neugierig gemacht, sich die Texte auch einmal unter diesem Aspekt genauer anzuschauen. Für Pastoren fällt sicher das eine oder andere Predigtthema ab.

Christlich ist das Buch aber auch unter einem anderen Blickwinkel: Stockmayer hat ihm bewußt den Titel „Selig sind die Friedensstifter“, einem Zitat aus der Bergpredigt gegeben. Denn darum geht es dem Autor: dass Frieden gestiftet wird und das geht nun einmal nicht, wenn Konflikte nicht gelöst oder zumindest nicht offensiv damit umgegangen wird.

Das Buch eignet für sich jeden, der in christlicher Führungs- oder Leitungsverantwortung steht. Das gilt gleichermaßen für Pastoren oder andere hauptamtliche Leiter wie auch beispielsweise für Hauskreisleiter und andere ehrenamtliche Mitarbeiter von Gemeinden, Kirchen und christlichen Werken. Dem Buch ist eine weite Verbreitung zu wünschen und dass es ein neues Verständnis von Konfliktbewältigung unter Christen weckt.


Buchbesprechung

Erschienen in „A+B, Zeitschrift für die Evangelische Landeskirche in Württemberg“

Ein persönliches Buch, die Visitenkarte eines Konflikttrainers:

Stockmayer hat in Buchform das zusammengestellt, was ihm in seiner Tätigkeit als Trainer und Berater in Sachen Konflikte in christlichen „Gemeinden, Gemeinschaften und Werken“ hilfreich war. „Knapp, praktisch und christlich“ – das sind seine Prämissen, und er hält sich daran. Sein Buch folgt im Aufbau sicher dem Ablauf von manchen Trainingsveranstaltungen, es wird in Zukunft vermutlich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern solcher Trainings als ausführliche Zusammenfassung mit auf den Weg gegeben. An mehreren Stellen lädt das Buch direkt dazu ein, den Autor zur Konfliktberatung hinzu zu ziehen – und das ist gut so, denn in einem wirklichen Konflikt hilft kompetente Beratung und Begleitung von außen immer mehr als das Lesen eines Buches. Dieses Buch ist ein erster Schritt des Beraters und Trainers auf den potenziellen Kunden zu. Der potenzielle Kundenkreis wird klar angesprochen, es ist „die christliche Führungskraft“. Dies ist durchaus konsequent, denn diejenigen, die Leitungsverantwortung haben, sind bei Konflikten in ihren Bereichen besonders gefragt. Dass die für die Leitung Verantwortlichen in christlichen Kontexten oft besondere Mühe mit Konflikten haben, wird nicht verschwiegen. Für mich ist das Buch eine gelungene Einladung für Führungskräfte, dass sie ihre Verantwortung bei Konflikten wahrnehmen sollen. Allerdings wird im Buch nicht unterschieden, dass Führungskräfte in der Kirche sowohl hauptamtlich, wie auch nebenamtlich oder ehrenamtlich tätig sind, und Leitung nach den kirchlichen Ordnungen in fast alle Fällen gemeinsam geschehen soll – dies ist für die Konfliktbearbeitung oft eine große Herausforderung.

Zur Kompetenz des Trainers und Beraters Stockmayer:

Viele Impulse, Definitionen, Unterscheidungen, methodische Abläufe und innere Einsichten zum Umgang mit Konflikten, die sich Stockmayer als Gemeindepädagoge aus Sozialpädagogik und Gruppendynamik, systemischer Beratung und Seelsorge, Kommunikationspsychologie und Mediation (Aufzählung auf S. 12 im Buch) erarbeitet und angeeignet hat, bilden das durchaus tragfähige fachliche Gerüst des Buches. Stockmayer verzichtet jedoch bei allem, was er aus diesen Quellen aufgenommen und selbst weiterentwickelt hat, auf Quellenangaben. Sicher ist es für den Konflikttrainer wichtig, dass er alles, was er von anderen lernt, ganz durch die eigene Person aufnimmt und dann glaubwürdig in eine neue Situationen einbringt, doch im Buch hätte ich mir doch die eine oder andere Quellenangabe mit einem Hinweis z. B. auf Gordon, Satir oder Glasl gewünscht. So entsteht leicht der falsche Eindruck, Stockmayer hätte dies alles selbst erfunden. Das Besondere allerdings sind die vielen Verweise auf biblische Stellen. Wo auch immer es sich Stockmayer anbietet, nutzt er die Chance, seine Inhalte mit biblischen Gestalten und Stellen zu schmücken, zu vertiefen, zu begründen. Die Bibel enthält unendlich viel Erfahrung und Wissen zum Thema Konflikt, darum ist an Stoff und Texten auch kein Mangel. Diese Texte werden auch angegeben, so dass hier jede und jeder für sich selber die Quelle nachlesen, prüfen und daran weiterdenken kann.

Mit dem Buch gibt Stockmayer einen erfreulich offenen und tiefen Einblick in seine Praxis als Gemeindeberater und Konflikttrainer. Der im Anfangsteil angebotene Fragenkatalog zum Thema Konflikt ermöglicht das Querlesen und die zielgerichtete Anwendung des Buches. Die Anreicherung durch die Arbeitsblätter macht es zu einem Werkbuch. Fitte User werden sich also die Beraterin oder den Trainer sparen – es gibt sie ja in Buchform. Allerdings stehen im Buch auch Hinweise auf die Gefahren der Eskalation und die Einladung an die Führungskraft, sich Unterstützung von außen zu holen. Der größte Erfolg des Buches wäre wohl, wenn Stockmayer und andere kompetente Beraterinnen und Berater häufiger und nach Möglichkeit auch schon früher bei Konflikten um Unterstützung gebeten würden.

Friedemann v. Keler, Evang. Gemeindedienst für Württemberg in Stuttgart.

 

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