Bonner Querschnitte 31/2008 Ausgabe 83

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Islam und Christentum im 9. und im 16. Jahrhundert

Schwerpunkt Islam des Martin Bucer Seminars legt zwei neue historische Studien vor

(Bonn, 17.12.2008) Der Schwerpunkt Islam des Martin Bucer Seminars unter Leitung von Prof. Dr. Christine Schirrmacher legt zwei neue Studien zur Beziehung von Christentum und Islam vor. Wie die Herausgeberin der im Bonner Verlag für Kultur und Wissenschaft erscheinenden Buchreihe „Orient et Occident“ mitteilte, gebe es immer noch viel zu viele Lücken in unserer Kenntnis der Beziehung von Islam und Christentum, die dringend durch solide Forschung ergänzt werden müssten.

Der Theologe und Historiker Igor Pochoshajew, Professor für ‚Interkulturelle Geschichte des Christentums – Europäische Religionsgeschichte‘ in Rostock, legt in seinem Buch ‚Der frühe Andalus‘ vier Studien vor, die sowohl die zivilisatorische Leistung des Islam in Spanien, als auch die spannungsgeladene Diskussion zwischen christlichen und muslimischen Gelehrten in der frühen Zeit der islamischen Besiedlung Spaniens behandelt. Wie die Herausgeberin Schirrmacher anlässlich der Buchvorstellung sagte, sei es erfreulich, dass sich ein ausgewiesener Experte der christlich-islamischen Geschichte ausgewogen dem Thema nähere, da es über die Lage der Christen im islamischen Spanien viel zu viele Mythen gäbe, positive wie negative, und es längst Zeit für ein differenzierteres Bild sei.

Der katholische österreichische Theologe und Historiker Magister Johannes Manfred Kritzl behandelt im Band „Adversus turcas et turcarum Deum“ die Frage, welche Beurteilungskriterien Martin Luther an den Türkenkrieg und den Islam anlegte, welche dieser Kriterien wir heute als rein zeitgeschichtlich bedingt verwerfen müssen und welche weiterhin hilfreich und gewichtig sind. Er differenziert deutlich zwischen tagespolitischen Auffassungen Luthers und jenen sich aus seiner Theologie ergebenen Grundsätzen, die heute mehr denn je auch für nichtlutherische Christen hilfreich seien.

 

Im folgenden finden Sie weitere Inhaltsangaben der beiden Bücher und die Vorstellung der beiden Autoren.

Der frühe Andalus

Andalus heißt die islamische Periode auf der Iberischen Halbinsel. Sie begann mit der Machtübernahme der Muslime ab 711 und bestand fast 8 Jahrhunderte. In dieser Zeit fanden bedeutende politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen auf europäischem Boden statt. Andalus bildet einen entscheidenden Abschnitt der europäischen Geschichte. Im Buch wird die zivilisatorische Leistung der islamisch bestimmten Gesellschaft von Andalus gewürdigt. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf der Mitte des 9. Jahrhunderts, frühere Ereignisse werden einbezogen. Kulturelle Veränderungen und soziale Auswirkungen werden aufgezeigt. Der Begegnung zwischen Religionen wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Igor Pochoshajew ist Juniorprofessor für das Fach ‚Interkulturelle Geschichte des Christentums – Europäische Religionsgeschichte‘ an der Theologischen Fakultät Rostock. Er studierte Evangelische Theologie, Klassische Philologie sowie Sozialwissenschaften in Rostock, Hagen, Straßburg und Dublin. Die Promotion und die Habilitation im Fach Kirchen- und Dogmengeschichte erfolgten an der Rostocker Fakultät. Das christlich-islamische Verhältnis in Geschichte und Gegenwart bildet einen Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit. Weitere Informationen zu seiner Person finden sich unter Opens external link in new windowwww.pochoshajew.com.

Literaturangaben:

Igor Pochoshajew. Der frühe Andalus. Verlag für Kultur und Wissenschaft. Orient et occident 5: Bonn, 2008. ISBN: 978-3-938116-60-9. Pb. 91 S., 15,80 EUR

Dieses Buch kann über den Buchhandel oder direkt bei Opens external link in new windowwww.genialebuecher.de bestellt werden.

„Adversus turcas et turcarum Deum“

Welche Beurteilungskriterien benutzte der Reformator Martin Luther, um den Islam und die Türkenkriege seiner Zeit zu beurteilen? Wo sah er die Hauptunterschiede zwischen den von ihm entdeckten Wahrheiten und einer Religion, die die Christenheit im Glauben und das Heilige Römische Reich militärisch zu bedrohen schien?

Und welche der von Luther genannten Kriterien sind heute für Christen noch bedeutsam und welche sind nur zeitgeschichtlich verständlich? Kann man unterscheiden zwischen denjenigen Positionen Luthers, die heute noch Relevanz besitzen im christlich-islamischen Dialog, und zwischen jenen, die aus fehlendem Wissen oder zeitgenössischer Polemik heraus entstanden sind?

Magister Johannes Manfred Kritzl studierte Theologie und Geschichte in Salzburg, Florenz und Wien und erwarb 2005 den Magister der Theologie. Neben der Arbeit an seiner Dissertation ist er als Kulturvermittler auf Schloss Schallaburg in Niederösterreich beschäftigt.

Literaturangaben:

Johannes Kritzl. „Adversus turcas et turcarum Deum“ Beurteilungskriterien des Türkenkrieges und des Islam in den Werken Martin Luthers Verlag. Verlag für Kultur und Wissenschaft. Orient et occident Band 4: Bonn, 2008. ISBN: 978-3-938116-50-0. Pb. 114 S., 12,00 EUR

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