Bonner Querschnitte 48/2019 Ausgabe 612

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Schutzquote von Konvertierten seit Mitte 2017 drastisch gesunken

Internationale Informationsstelle für Religionsfreiheit Deutschland erstmals an großer Studie beteiligt 

(Bonn, 01.11.2019) Die Schutzquote der Konvertierten, die in Deutschland Schutz suchen, hat sich im Vergleich zu den Jahren 2014 bis Mitte 2017 bei Entscheidungen des BAMF seit Mitte 2017 drastisch reduziert.

Cover der StudieSeit Mitte 2017 erhalten nur noch 37,6 % der Konvertierten in den vom BAMF entschiedenen Asylfällen irgendeine Form von Schutz, zuvor (2014–Mitte 2017) waren es rund 68 %. Im Gesamtzeitraum der Studie seit Anfang 2014 waren es 55 %. 

Fast alle Abgelehnten klagten vor einem Verwaltungsgericht, das in 63 % der Fälle der Klage (zumindest teilweise) stattgab und die Entscheidungen des BAMF korrigierte.

In allen seit 2014 durch BAMF und Verwaltungsgerichte entschiedenen Fällen ergibt sich damit eine Gesamtschutzquote von 77,8 %.

Dagegen waren die begleitenden Pfarrer/Pastoren bei der großen Mehrheit (88,1 %) der schutzsuchenden Konvertiten, die sich zu ihren Gemeinden halten, von einem ernsthaften Glaubenswechsel überzeugt. Bei den restlichen 12 % waren Sie sich zum Zeitpunkt der Befragung noch unsicher. 

Die Internationale Informationsstelle für Religionsfreiheit Deutschland (IIRF-D) war an der Studie „Schutz für Konvertiten vor Abschiebung in Länder mit Christenverfolgung – Erhebung zur Situation von 6.516 Konvertiten in Deutschland“ federführend beteiligt, nachdem die christliche Hilfsorganisation Open Doors zunächst eine Pilotumfrage versandt hatte. Ein Team unter Leitung von Dr. Christof Sauer, Professor für Religionsfreiheit und Erforschung der Christenverfolgung an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, übernahm in Zusammenarbeit mit Open Doors die Federführung bei der Umsetzung der neuen Erhebung und erstellte die statistische Auswertung und Interpretation der Ergebnisse. 

Der Forschungsdirektor des IIRF, Dr. Christof Sauer, kommentiert: „Durch die Zusammenarbeit wurde ein brennendes Problem in der Asylpraxis mittels wissenschaftlicher Kompetenz klarer ans Tageslicht gebracht. Durch umfangreiche Hintergrundrecherchen konnten zudem die Herausforderungen der verschiedenen Akteure in Asylverfahren hervorgehoben und nuancierte Empfehlungen abgegeben werden.“

Foto: (von links nach rechts) Pressekonferenz mit Dr. Detlef Blöcher, Ado Greve (Pressesprecher Open Doors), Volker Kauder MdB, Wolfgang Baake, Pfr. Dr. Gottfried Mertens, Konvertit Jakobus und Dr. Reinhardt Schink (Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz) © Open DoorsBei der Vorstellung der Studie auf einer Pressekonferenz in Berlin am 28.10.2019 erläuterte der freie Mitarbeiter des IIRF, Dr. Detlef Blöcher: „Insgesamt beteiligten sich 179 Gemeinden mit insgesamt 6516 Konvertierten. Ein Vergleich mit den BAMF-Jahresstatistiken zeigt, dass wir damit 15–20 % der Grundgesamtheit erfasst haben“. Blöcher hatte die statistische Auswertung und Erstinterpretation der Daten übernommen.

Pfr. i.R. Matthias Adt, Mitglied des IIRF Deutschland, hat eine umfängliche Zusammenfassung der wissenschaftlichen Literatur zur Diskussion der Rechtsprechung in Asylfällen mit Konversionsbezug erstellt, die ein Kapitel der Studie darstellt.

Dr. Reinhold Strähler, Theologischer Referent der Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten (Wiesbaden), erläutert in einem Beitrag die Dynamiken von Konversionsprozessen, basierend auf seiner Doktorarbeit zu diesem Thema. In der Studie kündigt das IIRF die Vorbereitung einer Handreichung zum Verständnis von Konversion für Behördenmitarbeiter und Richter an.

Die 2017 gegründete Internationale Informationsstelle für Religionsfreiheit Deutschland e.V. ist der deutsche Zweig des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (IIRF) unter Leitung der Professoren Dr. Dr. Thomas Schirrmacher und Dr. Christof Sauer. Vorsitzender von IIRF Deutschland ist Pfr. i.R. Dr. Paul Murdoch.


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